Chance oder Utopie? Jugendliche und Neuevangelisierung im Kontext der Situation der Kirche in Polen und in Deutschland. Untersuchungen bei polnischen und deutschen AbiturientInnen

Abstract

Die Religiosität junger Polen und Deutscher zeichnet sich durch interne Komplexität und Mehrdimensionalität aus. Nach Ansicht von polnischen und deutschen Jugendlichen wird der Glaube weder geerbt noch in kultureller Hinsicht aufrecht erhalten. Er muss zunehmend durch individuelle Entscheidungen bestätigt werden. Der Glaube, der nicht durch einen persönlichen Entschluss bekräftigt wird, wird lediglich zu einem Kulturgebilde, das von den Jugendlichen als ein eindeutig festgelegter Bereich von rituellen Praktiken verstanden wird. Die Religiosität der polnischen und deutschen Jugend bedeutet eine Abkehr von den kirchlichen Institutionen und moralischen Grundsätzen; sie wird nach Belieben geformt. Hier kommen auch aktuelle Zivilisationsveränderungen zum Ausdruck, nämlich Meinungspluralismus, Distanzierung von der Institutionalisierung des Glaubens, Abkehr von Autoritäten, Individualismus. Diese Entwicklungen können allerdings hoffnungsvoll interpretiert werden: sie sollten als Herausforderungen betrachtet werden, nicht als Bedrohungen. Aus diesem Grund bedarf Vielseitigkeit und vielfältige Entwicklung von Religiosität junger Deutscher und Polen einer angemessenen Reaktion seitens der Kirche des einen und des anderen Landes. Diese Reaktion sollte sich auf diejenigen Evangelisierungsformen ausrichten, die der Mentalität und den geistigen Bedürfnissen der jungen Generation entsprechen. Eine Empfehlung an die junge christliche Generation ist die Neuevangelisierung.